Julmond, Weihnachtsmond, ach, wie sehr würde sich mein Skandi-Herz freuen, wenn der letzte Monat des Jahres noch seinen alten deutschen Namen hätte! Allerdings verbinde ich mit der Bezeichnung auch Hygge-Gefühle, und die haben sich diesen Dezember kaum einstellen wollen. Mein Kampf um Gemütlichkeit und Verlangsamung war nur bedingt erfolgreich. Im Gegenteil, eine Sache nimmt gegen Ende des Monats richtig Fahrt auf.
Alt‘ und Junge sollen nun von der Jagd des Lebens einmal ruhn – oder: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Welch Trost liegt in diesen Worten! Ich hatte mich so sehr auf den ersten Jahresrückblick meines Bloggerinnenlebens gefreut und mich zur Jahresrückblog-Challenge von Judith Peters angemeldet, die am ersten Dezember startet. Aber plötzlich geht alles nur unglaublich zäh vorwärts. In Kopf und Körper ist sehr viel los, auf dem Papier sehr wenig. Ich lege den Artikel an, schreibe ein bisschen, suche ein paar Bilder heraus, aber den richtigen Drive habe ich irgendwie nicht. Auch mein November-Rückblick guckt mich erst erwartungs- dann vorwurfsvoll an – und will einfach nicht fertig werden. Am 14. bietet Judith ein Extra-Webinar für diejenigen an, die mit dem Jahresrückblog noch immer nicht in die Gänge gekommen sind, und sowohl von ihr als auch von anderen aus der Blogosphäre vernehme ich, dass es nicht nur bei mir mit dem Schreiben hakt. Komisch, es ist, als läge was in der Luft. Ich denke mir, es ist doch Weihnachten, da darf man sich auch mal eine Pause gönnen. Also gebe ich mir selbst die Erlaubnis, mir nicht den Stress zu machen, gemeinsam mit allen anderen am 20. Dezember den Veröffentlichen-Button zu drücken, sondern den Artikel auf Januar zu verschieben.
Unsre lieben Töchter sorgen lange, lange schon dafür – oder: Weihnachtsgeschenk mit Hindernissen
Bei meinen Freundinnen sieht es nicht anders aus; wir, d.h. unsere Mütter, sind jetzt in einem Alter, in dem es nun für uns Töchter heißt: „Sie kratzen und schaben, sie rennen und traben.“ Mit anderen Worten: Weihnachtsvorbereitungen.
Sehr am Herzen liegt mir die weihnachtliche Kulinarik, besonders die süße. Am ersten Advent starte ich auf dem schwedischen Weihnachtsmarkt der Victoriaförsamlingen mit dem Erwerb von Zimt- und Safranschnecken, die ich einfriere. Ich greife dem Nikolaus ein wenig unter die Arme. Kardamomkekse habe ich schon Ende November gebacken, im Dezember gesellen sich noch mehr Plätzchen und Nusskuchen dazu. Dominosteine und Cremekringel werden gehortet. Auch allerlei Deftiges koche ich vor und friere ein. In der letzten Woche vor Heiligabend überfällt mich wie immer die Sorge, es könne über die Feiertage nicht genug Essen im Haus sein, und was, wenn der Supermarkt zwischen Weihnachten und Silvester keine Ware bekommt?
Unterbrochen werden meine hausfraulichen Aktivitäten von dem Versuch, das letzte mir fehlende Weihnachtsgeschenk zu erwerben. Genauer gesagt den Versuchen, denn es sind vier vonnöten.
Zunächst suche ich ein Geschäft auf, in dessen Schaufenster das gewünschte Teil steht. Widerstrebend holt es der Ladeninhaber daraus hervor, dreht es unschlüssig in seinen Händen, will eine bestimmte Funktion bei Gelegenheit untersuchen, ich könne ja mal anrufen. Ich zähle innerlich bis zehn, verabschiede mich höflich, und versuche, die Klinke noch in der Hand, mich zu erinnern, wer es doch gleich war, der mich zur Unterstützung des lokalen Einzelhandels aufgerufen hat.
Ich bestelle also das Objekt im Internet. Dort ist es schon mal 20% billiger. Es trifft ein, ich packe es aus, ertaste eine scharfe Kante und teste es mal zur Sicherheit – defekt! Ich schicke es zurück, wozu ich umständlich ein Formular zur Bestellung eines Rücksendelabels ausfüllen muss. Obwohl ich „Rückgabe wegen technischen Fehlers“ und „Ersatzware“ angekreuzt habe, passiert nichts.
Weihnachten rückt näher.
Ich kontaktiere den Kundendienst. Der bedauert, dass die Retoure falsch bearbeitet worden sei und bittet mich, noch einmal neu zu bestellen. Gesagt, getan.
Das neue Paket trifft ein, und ich sehe gleich, dass das Stück nicht original verpackt ist. Die scharfe Kante fällt mir wieder auf, und ich könnte mir den technischen Test sparen: dieses Teil hatte ich schon mal in Händen!
Weihnachten steht vor der Tür.
Ich schreibe eine wenig weihnachtsfriedliche Mail an den Kundendienst, bestelle ein weiteres Mal, ehe ich das defekte Teil zurückschicke, und bekomme im wirklich allerletzen Moment ein einwandfreies Exemplar geliefert.
Der Kundendienst ist sogar meiner deutlichen Forderung nach einer finanziellen Vergütung meines Ärgers nachgekommen. Allerdings verbucht die Buchhaltung den Rabatt zunächst als Rückerstattungssumme meiner zweiten Retoure… Ob mir das auch im Laden passiert wäre?
Sie folgten einem goldenen Stern, der leuchtete lieblich und heiter – oder: Richtungswechsel
Der Stern, der unerwartet an meinem Firmament auftaucht, ist blond.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr wie immer zu verbringen: lesen, Weihnachtsleckereien knuspern, jedes Gefühl für Tages- und Jahreszeit verlierend. Aber die innere Unruhe, die seit meiner Erkältung im Oktober in dem Maße zu- wie meine Produktivität abgenommen hat, lässt mich dann doch einmal in die „12 Days of Masterclasses“ der isländischen Onlinebusiness-Mentorin Sigrun gucken, auf die Judith Peters in ihrem Newsletter aufmerksam gemacht hatte. Die Masterclasses beginnen doch allen Ernstes am 25. Dezember – und ich höre mir alle an! Und am Ende dieser zwölf Tage fühle ich mich nicht nur bestärkt darin, dass ich ein Onlinebusiness will, sondern es hat sich auch inhaltlich ein Knoten gelöst.
Als ich im Sommer den Blog aufsetzte, tat ich das, weil ich ihn als Basis für ein Onlinebusiness wollte. Seit Jahren schon träume ich davon, Onlinekurse zu geben. Aber während ich ursprünglich ein Program zum Thema Verlust und Trauer im Sinn hatte, bekam ich zunehmend Lust auf einen Kurs zur Überwindung von Schreibblockaden. Im Blogkurs von Judith aufgefordert, mich zu positionieren, schwankte ich zwischen den Themen hin und her, entschied mich dann aber erst einmal, mehr über das Schreiben zu schreiben. Das fiel mir dann zunehmend schwerer, vor allem geriet mein eigenes Schreiben zwar nicht völlig ins Stocken, aber gesprudelt ist da nix.
Ich habe in den letzten Jahren alles an Gratisangeboten zum Thema „Wie bringe ich einen Onlinekurs auf den Markt?“ konsumiert, was ich finden konnte. Ich habe dabei auch gute Leute gefunden, sowohl in den USA als auch in Norwegen. Aber erst Sigrun setzt etwas in mir in Gang. Mir fällt plötzlich wieder ein, wie sehr meine Tätigkeit in der Trauergruppe der Kirchengemeinde damals meine Kreativität beflügelt hat. Denn ja, Trauerbegleitung ist durchaus eine kreative Angelegenheit. Aber eine, die meinem Schreiben nicht in die Quere kommt. Onlinekurs zu Schreibblockade plus selber schreiben, das ist zu nah. Jedenfalls im Moment. Alle Energie, die Schreiben auch nur irgendwie betrifft, ist in den letzten Monaten in die Überlegungen zu den Inhalten eines Onlinekurses zum Thema Schreiben geflossen.
Ich bin keine Freundin von Neujahrsvorsätzen. Zu schnell werden die besten Absichten von der Macht der Gewohnheit eingeholt. Aber bevor mir am letzten Tag des Jahres die Böller um die Ohren fliegen und am Himmel Sternenregen herniedergeht, entscheide ich mich, es 2024 mit einem online Trauerkurs zu versuchen.
Das habe ich im Dezember gebloggt
Darauf freue ich mich im Januar
- meinem Leben im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Kurs zu geben